Skip to content

Foto: Dmitri N. Smirnov

Liebe Freundinnen und Freunde der Neuen Musik,

In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von Sophia Gubaidulina, einer der bedeutendsten Komponistinnen unserer Zeit. Ihr Schaffen war geprägt von einer unermüdlichen Suche nach Transzendenz, spiritueller Tiefe und klanglicher Radikalität. Mit ihrer Musik durchdrang sie die Dunkelheit, um das Licht zu finden – eine Symbolik, die nicht nur künstlerisch, sondern auch biografisch bedeutsam war.

1931 in der damaligen Sowjetunion geboren, erlebte Gubaidulina früh, wie Kunst und Individualität im politischen System an ihre Grenzen stießen. Ihre Musik, die sich nicht den Dogmen des sozialistischen Realismus unterwarf, wurde von den sowjetischen Machthabern mit Argwohn betrachtet. Dmitri Schostakowitsch soll sie einmal ermutigt haben, ihren „Irrweg“ weiterzugehen – ein Rat, den sie beherzigte, auch wenn ihre Werke in der Sowjetunion lange Zeit kaum aufgeführt wurden.

Erst in den 1980er Jahren erfuhr sie größere internationale Anerkennung, doch mit dem Zerfall der Sowjetunion wurde Russland für sie immer mehr zu einem Ort, an dem sie sich nicht frei entfalten konnte. Anfang der 1990er Jahre entschied sie sich schließlich für das Exil und ließ sich in Deutschland nieder. In einem kleinen Dorf in der Nähe von Hamburg fand sie die Ruhe und Freiheit, die ihre Musik brauchte. Hier entstanden einige ihrer bedeutendsten Werke – immer im Spannungsfeld zwischen tiefem Glauben, kosmischer Weite und menschlicher Zerbrechlichkeit.

Für das ACHTELTON Festival war Sophia Gubaidulina von Anfang an eine inspirierende Begleiterin. Ihre Musik wurde mit großer Hingabe interpretiert, etwa von Klaus Menzel, der ihr Orgelwerk Hell und Dunkel in Hitzacker spielte, oder von der Akkordeonistin und Komponistin Snežana Nešić, die mit De Profundis eines ihrer eindringlichsten Werke zur Aufführung brachte. Ihre Musik bleibt fester Bestandteil unserer Konzertreihe – als lebendige Erinnerung an eine Komponistin, die Grenzen überschritten und den Blick für das Unsichtbare geschärft hat.

Mit Sophia Gubaidulina verlieren wir eine Künstlerin, die sich nie vereinnahmen ließ – weder politisch noch ästhetisch. Ihre Werke bleiben leuchtende Monumente einer kompromisslosen künstlerischen Vision.

Unser Mitgefühl gilt ihrer Familie, ihren Freundinnen und Freunden und allen, die sich ihrem Werk verbunden fühlen.

Das Team von Achtelton

Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.